Pflegen, arbeiten, leben – und manchmal auch lachen

Die Vereinbarkeit von Beruf und familiären Pflegesituationen…
… gehört zu den großen Herausforderungen unserer Zeit. Wer einen nahestehenden Menschen pflegt oder alles rund um die Pflege organisiert, kennt die Zwickmühle: Einerseits der Wunsch, im Beruf leistungsfähig und präsent zu bleiben, andererseits die Verantwortung und Fürsorge für die pflegebedürftige Person. Dazu kommt, dass Pflege nicht planbar ist – sie kennt weder Feierabend noch Urlaub. Das erlebe ich zur Zeit mehr, als mir lieb ist, am eigenen Leib.
Ein Projekt, das sich keiner aussucht, mit vielen Aspekten, die ein „reguläres“ Projekt auch hat: Personalmanagement, Tasks (manchmal mit, meist ohne klare Timeline – der Antrag für xy hat eine Timeline; geduldige, empathische Zuwendung nicht), ständige Veränderungen, zum Teil planbar („Wann hat die Pfegekraft Urlaub“) bis zu völlig unplanbar (plötzliche Veränderung des Gesundheitszustandes). Und anders oder zumindest weit mehr als bei einem Projekt in der Arbeit spielen hier die eigenen Emotionen mit: Denn einen lieben Angehörigen in so schwieriger gesundheitlicher Verfassung zu sehen, das schmerzt.
Hypnosystemische Ansätze können hier hilfreiche Perspektiven eröffnen.
Drei Modelle möchte ich beispielhaft hervorheben, sie helfen mir immer wieder:
1. Das „zweitbeste Ziel“
Manchmal ist es nicht möglich, die perfekte Lösung zu finden. Stattdessen geht es darum, das „zweitbeste Ziel“ zu akzeptieren – eine Lösung, die zwar nicht ideal, aber unter den gegebenen Umständen gut genug ist. Diese Haltung reduziert Druck und erlaubt mir dann oft, handlungsfähig zu bleiben. Oder wie man in Bayern sagt: „A bisserl wos geht oiwei“ (Ein bisschen was geht immer). Selbst das stimmt zwar auch nicht immer-immer, aber doch sehr oft. Und wenn es gelingt, auch Lösungen zu akzeptieren, die eben nicht „top“ aber in den gegebenen Rahmenbedingungen für den Moment gut genug, ist oft schon viel gewonnen. Auch der Aspekt „für den Moment“ hilft mir oft, mich mit einem zweitbesten Ziel anfreunden zu könne: ich muss mich eben nicht für Ewigkeit damit zufriedengeben, vielleicht ist zu einem anderen Zeitpunkt mehr schaffbar, aber jetzt eben gerade nicht.
2. Endlichkeit der Ressourcen anerkennen
Pflegende sind oft versucht, über ihre eigenen Grenzen hinauszugehen, das merke ich sehr. Hypnosystemisch betrachtet ist es ein wichtiger Schritt, die Endlichkeit der eigenen Ressourcen anzuerkennen. Nur wer Grenzen akzeptiert, kann innerhalb dieser Spielräume kreativ bleiben. Ein kluger Satz dazu lautet: „Auch Superheldinnen brauchen mal Pause – nur die Comics zeigen das selten.“ Manchmal bin ich klug genug, mir das zu Herzen zu nehmen.
3. Regeneration ermöglichen
Pflegende brauchen Räume und Rituale, die der eigenen Regeneration dienen. Das können kleine Inseln sein: ein kurzer Spaziergang, Musik hören, bewusste Atemübungen oder ein Gespräch mit vertrauten Menschen. Hypnosystemische Arbeit legt dabei den Fokus auf die Möglichkeiten, wie das eigene System wieder in Balance kommen kann. Denn Regeneration ist kein Luxus, sondern eine Voraussetzung, um weiter geben zu können – gerade diesen Gedanken finde ich sehr gut, denn damit gelingt es mir manchmal, mir Freiheiten zu nehmen, mit der gedanklichen „Überlistung“ dass das dann eben nicht egoistisch ist, sondern nötig, um überhaupt weitermachen zu können.
Nicht dass es mir immer gelingt…
… mir diese Aspekte vor Augen zu halten, aber wenigst ;-)ens immer wieder … und wir wissen ja: Zweitbeste Lösungen sind für den Moment auch nicht schlecht!