So gelingt Veränderung

Christiane Wendell

Veröffentlicht am: 13. August 20213,5 Minuten Lesezeit

Instabilität und Desorientierung in Veränderungsprozessen willkommen heißen. Oder warum es sich lohnt, durch den Schmerz des Musterwechsels zu gehen.

Wir Menschen neigen dazu, an Bekanntem festzuhalten. Ein starkes Bedürfnis in uns strebt von Natur aus nach Stabilität – egal wie gut oder weniger zielführend dieser Zustand sein mag. Daher ist es ganz normal, dass jede Art von Veränderung ambivalente Gedanken und Gefühle erzeugt, so etwa Faszination, Neugier und Abenteuerlust einerseits, aber auch Verlustangst, Sorgen und Widerstände andererseits. Sicherheit und Kontrolle scheinen in Veränderungssituationen auf dem Spiel zu stehen – insbesondere, wenn die Veränderung von außen kommt und zunächst nicht selbst gewählt wurde. Während dieser sogenannten instabilen Phase, wenn Vertrautes ins Wanken gerät, stehen dann schnell innere Störer auf der Matte. Das können antreibende, katastrophisierende oder negativ bewertende Selbstsaboteure sein, die uns zurückhalten und uns an unserer Potenzialentfaltung hindern.

Dynamik in Veränderungsprozessen

© Christiane Wendell in Anlehnung an Prof. Peter Kruse, Prof. Otto Scharmer, Elisabeth Kübler-Ross

In obenstehender Darstellung sehen Sie eine Visualisierung der Dynamik in Veränderungsprozessen.

Wichtig: Der Übergang von einem stabilen Zustand in einen anderen stabilen Zustand geht immer über die Phase Störung / Irritation – das kann ein äußerer oder innerer Auslöser sein – und Instabilität (= Phase Musterwechsel). Ein neuer Ordnungszustand, das Neue, ist selten plötzlich da. Wird ein bestehendes Muster aufgebrochen (= Phase Störung / Irritation), gerät man zwangsläufig immer in einen instabilen Zustand. Auch wenn es wenig tröstet, wenn man sozusagen mittendrin ist, den sogenannten Schmerz des Musterwechsels, die Unsicherheit und das Unwohlsein fühlt und sich nach neuem Halt und neuen Routinen sehnt: Instabilität und Desorientierung sind keine lästigen Begleiterscheinungen, kein Selbstzweck. Es sind vielmehr sinnvolle Reaktionen, die dazu anregen, kreativ zu werden und zu neuen, zur Veränderung passenderen Denk- und Handlungsmustern zu kommen (= Phase Neugestaltung, Kreativität).

Machen Sie sich bewusst, dass Sie einen tiefgreifenden Lernprozess durchlaufen (haben).

Am Ende werden Sie mit einer neuen (dynamischen) Stabilität inklusive einem Gefühl von Sicherheit und neuem Handlungsspielraum belohnt werden – bis zur nächsten Herausforderung, bei der wieder Stabilität auf Instabilität folgt. Hieraus können wir eine Meta-Stabilität entwickeln, die uns Gewissheit gibt, auf diesen Wechsel vertrauen zu können (wie auf den der Jahreszeiten).

Mit Veränderungen und den damit einhergehenden Ambivalenzen konstruktiv umzugehen,

können wir folglich lernen. Wir können lernen, darauf zu vertrauen, dass wir immer wieder neue Orientierungen als Haltepunkte finden werden. So gewinnen wir Sicherheit und Selbstvertrauen, wenn wir unseren Fokus, unsere innere Aufmerksamkeit, auf unsere Stärken und Ressourcen lenken und diese bewusst aktivieren. Entwicklung braucht beides: Stabilität und Instabilität. Dies aushalten zu können ermächtigt uns erst, neue Potenziale zu entfalten und diese (selbststeuernd und zielorientiert) zu nutzen. Das ist nicht leicht, aber machbar!

Ist Ihnen bewusst, dass die Veränderungskurve nicht nur bei tiefgreifenden Transformationen,

sondern auch „im Kleinen“ abläuft? Ein Beispiel: Ihr Taxi auf dem Weg zum Bahnhof steckt im Stau (= Phase der Störung, Irritation). Als Sie am Bahnhof ankommen, ist der Zug abgefahren. Sie ärgern sich kurz und sind für einen Moment desorientiert und fragen sich, was sie tun können. Sie müssen nun eine Lösung finden und einen neuen Plan schmieden (= Phase des Musterwechsels). Sie sammeln sich, akzeptieren die Situation, vertrauen auf Ihr Organisationsvermögen (= Phase der Neugestaltung, Kreativität). Und Sie konzentrieren sich auf das, was jetzt zu tun ist: Telefonate führen, Meeting verschieben, neue Zugverbindung prüfen, etc. Danach sind Sie innerlich wieder stabil – wie vor der Taxifahrt. Aber es ist eine neue Stabilität. In obenstehender Abbildung „Dynamik in Veränderungsprozessen“ sind die jeweiligen Kreise der Phasen Stabilität daher auch anders angeordnet. Denn Sie haben einen Lernprozess durchlaufen und sind um eine Erfahrung und um Handlungsmöglichkeiten reicher.

Welche Erfahrungen haben Sie in den unterschiedlichen Phasen des Veränderungsprozesses gemacht? Wie lauten Ihre besten Strategien, um den Musterwechsel optimal zu gestalten und für Ihre persönliche Weiterentwicklung zu nutzen?

© www.veraenderung-wird-leicht.de

Autorin:
Christiane Wendell – Senior Beraterin bei syspo excellence

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